Ja schönen guten 2. Weihnachtsfeiertagsmorgen, Ihr da an den Geräten da draussen.

Gestern hat es mächtig gerappelt in der Batschkapp. Mein persönliches Batschkapp-auch-mal-auf-dieser-Bühne-steh-Debut hätte deutlich schlechter verlaufen können, harhar.

Aber der Reihe nach...

Kaum dem rituellen Geflügelverzehr entronnen, schlugen wir mehr oder weniger pünktlich gegen halb sechs im Proberaum auf, um noch mal schnell das Set durchzuspielen und dann mit den Gerätschaften in die Batschkapp zu fahren, die sich ja praktischerweise nur ca 5 Minuten vom Proberaum entfernt befindet, und wo alle Bands sich bitte um 18h einzufinden haben sollen.

Ja ich gebe es zu; die Aussicht, auf der 'Kapp-Bühne zu stehen, machte mich nervös, mehr als sonst, und definitv mehr als im Elfer noch vor zwei Wochen. Dass unser Schlagzeuger nach eigener Aussage "den einen Song komplett vergessen" hatte, machte es nicht unbedingt besser. Und so kam es, wie es kommen musste: Der Programmdurchlauf im Proberaum war fulminant, dafür ging dann später in der 'Kapp einiges in die Hose. :-)

Erstaunlich fand ich, dass ich an dem Abend mehr Bier konsumierte, als im letzten halben Jahr zusammengenommen (so ein grosser Backstagekühlschrank ist aber auch verlockend...), trotzdem noch nicht einmal angetrunken war - und auch heute früh keinerlei Anzeichen von dickem Kopf oder Kater zu verspüren sind. Obwohl später am Abend noch etwas Wodka auf die Biersuppe gekippt wurde, und die letzte feste Nahrung aus oben erwähntem Geflügel so gegen 13h stammte. Sehr strange. Neige ich doch normalerweise dazu, a) ruckzuck betrunken zu werden und b) am nächsten Tag arg zu leiden. Nun ja, nicht so gestern. Vielleicht ist ja wirklich etwas daran, dass man mit einer fettigen Grundlage im Bauch besser saufen kann...? Egal. Unser Auftritt war um 20:30h als zweite Band des Abends angesetzt, was trotz anfänglicher Bedenken eigentlich ein sehr dankbarer Platz war.

Die Batschkapp war schon ordentlich gefüllt, die Leute gut drauf, und die Ohren noch frisch. Crowdpleaser, die den Abend eröffneten, gaben ein kompaktes Brett zum Besten, Beatles on 45, mit Lachgaseinspritzung. Sehr geil. Und viel zu schnell vorbei - was übrigens bei allen Bands der Fall war, aber mehr als die berühmte Warholsche Viertelstunde war nicht drin, so weil wegen Konzept einerseits und viele Bands im Line-Up andererseits. Leider hatten zwei Bands, Low 500 und die Slags, kurzfristig abgesagt, aber auch so gab es Programm für gut viereinhalb Stunden. Und die ein oder anderer überraschende Version der Beatleswerke.

Aber zu uns; während Crowdpleaser ihrem Namen alle Ehre machten, zogen wir uns im total überfüllten Backstagebereich unsere schwarzen Anzüge mit weissen Hemden an (was einen Anwesenden zur Vermutung veranlasste, wir dächten, wir seien auf einem James Bond Cover Abend), und kaum war der oberste Hemdknopf geschlossen, waren wir auch schon dran.

Raus auf die Bühne (ich wollte natürlich direkt zur falschen Tür raus und wäre beinahe vor der Bühne im Publikum gelandet), das Effektboard und den Bass verkabelt, während der Zeremonienmeister Sepp'l allerlei Unfug über uns improvisierte (im Wesentlichen ebenfalls auf unser slickes 60ies Anzug-Outfit bezogen), und dann wurde der Motörblock mit "Hard Day's Night" angeworfen.

Aha-Erlebnis Nummer eins: Man braucht keinen Line- und keinen Soundcheck. Der Sound auf der Bühne war vom ersten Ton an (zumindestens in meinem Drittel) vom Feinsten. Es ist eine Freude, mit diesem Monitorsound den Song komplett zweistimmig zu singen. Aha-Erlebnis Nummer zwei: Wieso singt denn der Sänger den Text der Bridge, wo doch noch eine Strophe kommen müsste?! Arghh... kaum eine Minute im Set, und schon wirds spannend. Mehr oder minder souverän umschifften wir also das Bridge-Riff (haha), und fanden uns dann wieder alle zusammen in der nächsten Strophe wieder. Puuuh. Derweil standen vor der Bühne einige der noch kommenden Bands und schauten mehr oder weniger erheitert, was wir da oben mit drei verzerrten Bässen und keiner Gitarre so mit den Beatles anstellten. Einige der anwesenden Damen grinsten und bewegten Popos. Auch nicht schlecht, hehe.

Solcherart motiviert, lief die zweite Nummer, "Money" wie geölt. Mittlerweile bouncte auch Sepp'l in der Ansager/DJ-Kanzel, was mich sehr freute. Mit einem abschliessenden, aus vier Kehlen gegröhltem "That's what I want!!!" beendeten wir dieses Lied (welches ausser von uns noch von der Batschkapp-Allstar-Band um Ralf Scheffler himself, Matze, Sinisha und Sepp'l später gespielt wurde). Kurze Stimmpause (aha-Erlebnis Numero drei: unter Einwirkung der Bühnenbeleuchtung erwärmt sich das Instrument dermassen, dass die Saiten teilweise mehr als einen Halbton tiefer gestimmt waren) uiuiui.

Als nächstes stand "Day Tripper" auf dem Programm (just der Song,von dem der Schlagzeuger bei der Probe behauptete...), aber es war nicht der Drummer, sondern Bass Numero drei, der für eine Überraschung sorgte: Das markante Introriff, was er alleine spielt, war ihm entfallen. Blackout. Arghh. Ich musste einspringen, und spielte vor lauter Aufregung und Überraschung eine recht, äh, eigenwillige Version des Riffs. :-) Die behielt ich dann aber auch konsequent bei, bis es in der zweiten Hälfte des Songs ene Möglichkeit gab, unauffällig in das Original-Riff zu wechseln. Der Song war wirklich spannend. :-))

Zu guter Letzt gab es "Come Together", die einzige Beatles-Nummer aus dem regulären Motörblock Set. Und das war ein Brett. Auf diesem Level hätte ich gerne noch weitergespielt, denn da passte einfach alles; Sound auf der Bühne, gutgelaunte Gesichter vor der Bühne, ein mächtiges Brett und toller Gesang. *Seufz* Leider war es dann aber auch schon vorbei, und wir wurden mit viel Applaus bedacht und verabschiedet.

Also ab in den noch mehr überfüllten Backstagebereich, raus aus den Anzügen, rein in die Slackerklamotten, auf dem Weg nach draussen noch ein Bier aus dem Kühlschrank organisiert, und dann ab vor die Bühne, wo gerade die Spacebrains ihr Set ablieferten. Auch hier dampfte ordentlich die Rocknrollmaschine, und sie lieferten mit einer unglaublich fetten Version von "Helter Skelter" eines meiner persönlichen Highlights des Abends ab.

Als nächstes kamen Rockblock 3001, die für unseren Geschmack zu viele Gitarren auf der Bühne, aber eine unglaublich geile "Eleanor Rigby" Version am Start hatten.

Danach kamen die Tätowationsbrüllwürfel und Rampensäue von den V8 Wankers, die zwar behaupteten, die Beatlessongs erst am vormittag zum ersten Mal geprobt zu haben, ihre Rockwalze nichtsdestotrotz souverän-fett wie immer vom Stapel liessen. Es gab ein wenig Hallo ob der kurzfristig dazugestossenen Bassistin, die in einem extrem knappen Outfit kaum mehr Fragen offen liess. Wir bekamen vom Rest des V8 Sets nichts mehr mit, weil wir derweil unser Equipment wieder in den Proberaum fuhren, um wieder rechtzeitig zum Auftritt des Batschkappchefs selbst vor Ort zu sein.

Das hat dann auch funktioniert, und so sahen wir mit den "The Terrible Noises (reloaded)" die einzige Band des Abends, bei der die Beatles-Songs auch mal wie Beatles-Songs klangen. Sehr geil. Ich habe alle Refrains laut mitgesungen und war fröhlich, achwas, doppelt fröhlich. Das war auch die erste Band, bei denen eine Zugabe gefordert wurde. :-)

Kurz drauf standen die "Madhouse Flowers" auf der Bühne und lieferten ein sehr unterhaltsames routiniertes Set mit "Pass the dudgy on the lefthandside" Einlage, hehe.

Als nächstes wartete ein weiteres Highlight auf uns, ohne dass wir das zu diesem Zeitpunkt wussten: "Courageous" - die liessen nämlich Todesmetall auf das anwesende Publikum regnen, inklusive Sänger mit blassen Kontaktlinsen und Finsterhandschuhen. Ihre Version von "Yellow Submarine" wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Meine Finger tun weh, vom Pommesgabel zeigen.

Die letzte Band des Abends, Nova Drive, sorgten dann für die nötige Entschleunigung... ihre spacigen Sounds, Flächen und treibenden Beats waren nach einem Abend voller Vollgas-Beatlesversionen eine Wohltat, die gut auf das Abhängen im nebenan gelegenem Elfer bei der After-Show-Party vorbereitete. Dort sind wir dann noch so bis ca 3h versackt.

Es war wirklich: A Hard Day's Night.