Lange hat der Spaß mit Facebook und mir ja nicht angedauert... im Zuge der Begeisterung meiner Freunde und der zugegebenermaßen ziemlich coolen Funktionalität des Dienstes habe ich irgendwann im Dezember ein Profil angelegt und in der Folgezeit auch recht intensiv kommentiert, gechattet, gepostet, ein paar Bilder aus dem Urlaub hochgedonnert, bin Fan von lustigen Seiten geworden und all' das.

Besonders toll war, dass ich eine entfernte Verwandte von mir auf einem anderen Kontinent dort wiedergefunden habe und nach ca. 25 Jahren das erste Mal wieder mit ihr kommunizierte.

Zum vierten Februar hat Facebook nun seine AGB geändert und dabei den Passus, wonach nach der Löschung eines Profils die Nutzung der bis dahin angefallenen Daten widerrufen wird, rausgenommen. Weiterhin findet sich nun:

You hereby grant Facebook an irrevocable, perpetual, non-exclusive, transferable, fully paid, worldwide license (with the right to sublicense) to
* (a) use, copy, publish, stream, store, retain, publicly perform or display, transmit, scan, reformat, modify, edit, frame, translate, excerpt, adapt, create derivative works and distribute (through multiple tiers), any User Content you
* (i) Post on or in connection with the Facebook Service or the promotion thereof subject only to your privacy settings or
* (ii) enable a user to Post, including by offering a Share Link on your website and
* (b) to use your name, likeness and image for any purpose, including commercial or advertising, each of (a) and (b) on or in connection with the Facebook Service or the promotion thereof.
You represent and warrant that you have all rights and permissions to grant the foregoing licenses.

Da dem Ganzen noch nicht einmal vom User aktiv zugestimmt werden muss, sondern die Zustimmung durch die Nutzung des Services nach der Änderung der AGB erteilt wird, vermute ich mal, dass die wenigsten User von der Änderung überhaupt etwas mitbekommen.

Naja, ich bin jedenfalls ab sofort ebenfalls dort raus, weil ich es genauso sehe:

Wer nur ansatzweise klar im Kopf ist bleibt doch nicht bei einem Dienst der “absolut jeden Scheiß” mit meinen Daten machen darf. Zwar ändert die Löschung meines Profils nichts mehr an dieser Änderung der Nutzungsbedingungen, es hält mich aber davon ab weitere Daten für Facebook zu produzieren die dann willkürlich verarbeitet oder in veränderter Form für welchen Zweck auch immer verwendet werden dürfen.

Das, sowie die Bestrebungen von Facebook, eine der weltweit grössten Datenhalden für Marketing-Research zu schaffen, ist Grund genug für mich, dort zu das Weite zu suchen.

Update

To whom it may concern: Mark Zuckerberg hat nun ein ziemlich umfangreiches Statement zu den AGB Änderungen geschrieben. Wie opensourcepr richtig bemerkt, ganz schön spät und es hinterlässt eine Menge Fragezeichen. Er legt jedoch den Finger auf ein wichtiges Problem:

When a person shares information on Facebook, they first need to grant Facebook a license to use that information so that we can show it to the other people they've asked us to share it with. Without this license, we couldn't help people share that information. (...) People want full ownership and control of their information so they can turn off access to it at any time. At the same time, people also want to be able to bring the information others have shared with them—like email addresses, phone numbers, photos and so on—to other services and grant those services access to those people's information. These two positions are at odds with each other. There is no system today that enables me to share my email address with you and then simultaneously lets me control who you share it with and also lets you control what services you share it with.

Good point. Das Problem mit dem Social in Socialnetwork ist nun aber, dass die meisten Leute aus dem Bauch heraus nicht dem Anbieter des Services das Recht geben, die Informationen zu verwenden, sondern dem anderen bestenfalls befreundeten User. Klar, ich gebe Dir meine E-Mail Adresse und Du darfst natürlich gerne meine lustigen Urlaubsfotos in Deinem Profil anzeigen. Dass das technsich/rechtlich den oben beschriebenen Umweg über den Anbieter gehen muss (?) ist den wenigsten bewusst - und wenn sich daraus das Recht des Anbieters ableiten lässt, nachhaltig und für immer mit den einmal eingegebenen Informationen zu arbeiten (und diese für eigene und fremde Vermarktungzwecke zu nutzen, was sich nun weniger aus der oben skizzierten Situation ergibt, sondern ein Kollateralschaden des kostenlosen Angebots ist), dann ist der Aufschrei eben erstmal groß. Zumal Zuckerberg in seinem Statement mit keinem Wort darauf eingeht, warum Facebook mittels "(...) to use your name, likeness and image for any purpose, including commercial or advertising, each of (a) and (b) on or in connection with the Facebook Service or the promotion thereof." sich einen Freifahrtschein für die Verwendung der User-generierten Daten auch ausserhalb der Facebook-Anwendung ausstellt.

Update #2

Mittlerweile haben sich auch heise und spOn dem Thema angenommen. Während der heise-Artikel eine Bestandsaufnahme der Situation macht, nutzt spiegelOnline die Vorlage, um die Geschäftsbedingungen von mehreren deutschen Anbietern zu vergleichen.

Update #3

Wie VentureBeat berichtet, hat Facebook nun die TOS/AGB wieder auf den Stand vor der Änderung zum 4. Februar zurückgesetzt und arbeitet an einer neuen Version.