Soeben erreichte mich folgender Newsletter zur unschönen Geschichte DAS BETT vs. das Ordnungsamt:

"Wie in Frankfurt Eigeninitiative im Bereich Kultur gefördert wird.

Der Betreiber des Clubs DAS BETT Frank Diedrich hatte eigentlich eine gute Idee: Er wollte einen kleinen aber feinen Club auf die Beine stellen, um mit einem abwechslungsreichen und ambitionierten Programm Frankfurts Kulturszene zu bereichern. Und das Programm der ersten Monate nach der Eröffnung am 3.9.2005 hätte sich tatsächlich sehen und hören lassen können. Hätte? ... dazu später mehr.

Bekannte Singer-Songwriter wie Niels Frevert, Tom Liwa oder Gus Black stehen auf dem Programm und viele regionale junge Bands, deren Auftrittsmöglichkeiten in Frankfurt rar sind. Es würde hier zu weit führen alle pop- und rockmusikalischen Highlights aufzuführen, erwähnt seien noch Hellmut Hattler und die Bananafishbones, die im Oktober im BETT auftreten sollen.

Auch Welt-Musiker haben im BETT Platz: Wie z. B. der nahmhafte Harfenist Rüdiger Oppermann, das Tango-Duo Böseholz Mosalini oder im Rahmen der Ungarnwoche, (ausgerichtet von der EZB), die ungarischen Stars Zoltan Lantos und Kornel Horvath. Die Welt-Musik-Konzerte werden vom Verein "Kultur in der Brotfabrik e.V." im BETT veranstaltet.

Auch für Experimente ist der Betreiber und Programm-Macher Frank Diedrich offen. So improvisierte der ehemalige Sänger der legänderen Band CAN (nach einer einmaligen Sondererlaubnis des Ordnungsamts) zusammen mit der Posaunistin Annemarie Roelofs und Frankfurter Musikern im BETT – außerdem plant Frank Diedrich ab Dezember die Weiterführung einer Avandgarde-Musik-Reihe im Sinne der „Materialausgabe“, die vor zwanzig Jahren in Frankfurts Kulturhalle Batschkapp lief. Weiter im Programm: Lesungen mit Autoren wie z. B. Titanic-Radakteur Thomas Gsella und Doris Lerche. Ein ganz besonderes Highlight ist sicherlich das „Kommentierte Auflegen“ mit Radio-DJ Klaus Walter (Der Ball ist rund). Und für alle, die mal wieder lachen wollen gibt es monatlich „Montagslachen“ – eine offene Bühne für Comedians – außerdem sollen ab Ende Oktober vermehrt Solo-Kabarettisten auf der Bühne des BETTs stehen.

Die Resonanz beim Publikum auf das BETT war sehr positiv und alles schien bestens. Kurz vor der Eröffnung fing der Ärger jedoch an. Das Ordnungsamt Frankfurt verweigerte dem Betreiber Diedrich die Erlaubnis für Live-Musik. Obwohl bis dahin scheinbar alles glatt lief: Die Beamten der zuständigen Behörden schauten vorbei und gaben ihre positiven Stellungsnahmen ab. Bis den Beamten des Ordnungsamts kurz vor der Eröffnung plötzlich dieses und jenes einfiel, was gegen die Eröffnungdes Clubs sprach. Nun schaltete sich auch die Bauaufsichtsbehörde ein, die dem überraschten Betreiber mitteilte, dass man festgestellt habe, dass die vorliegende baurechtliche Genehmigung aus dem Jahre 1973 stamme und nur eine Speisewirtschaft erlaube. Seltsamerweise gab es in diesen Räumlichkeiten in den letzten dreißig Jahren mehrere Discos, die ohne baurechtliche Genehmigu! ng betrieben und demnach von der Bauaufsicht geduldet wurden. Die Bauaufsichtsbeörde verlangt nun vom Betreiber, einen Bauantrag (obwohl keine baulichen Veränderungen vorgenommen wurden) zu stellen, da eine Nutzungsänderung vorliege. Und nur mit einem genehmigten Bauantrag ist eine Erlaubnis für Live-Musik möglich. Die Bearbeitung eines Bauantrags würde Monate dauern. Und das bedeutet das Aus für DAS BETT:

Aber auch mit genehmigen Nutzungsänderung ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Dieses habe – so die Aussage eines Beamten der Baufsichtsbehörde – das Stadtplanungsamt. Dieses Amt ist zuständig für den Rahmenplan Alt-Sachsenhausen und hat die Vorgabe: „weg von störender Gaststättennutzung hin zu einem lebendigen, gemischten Viertel, in dem Wohnen wieder attraktiv wird.“ (Man will Alt-Sachsenhausen also entkneipen, aber was geschieht eigentlich mit den oft lauten Apfelweinkneipen – sollen die auch weg?) Damit hat das BETT wohl keinen Platz in Alt-Sachsenhausen. Auch wenn es keine Kneipe ist, sondern ein kultureller Treffpunkt, der dieses Viertel aufwerten und Gäste anziehen würde, die dieses Viertel bisher gemieden haben. Außerdem würde DAS BETT Arbeitsplätze schaffen. Und das alles ohne Subventionen der Stadt Frankfurt. Frankfurt eine Weltstadt?

Die Zukunft des BETTs steht also in den Sternen. Mittlerweile hat das Ordnungsamt Fehler bei der Antragsbearbeitung eingestanden. Das nützt dem BETT leider nichts. Die meisten Veranstaltungen musten abgesagt werden – ein finanzielles Disaster für den Betreiber und ein Verlust für die Gäste – die aber alle sehr solidarisch sind, wie z. B. die stetig wachsende Unterschriftenliste zeigt. Die Beamten der zuständigen Behörden beeinflusst das nicht. Sie halten sich an die Verordnungen und Gesetze und waschen ihre Hände in Unschuld.
Hätte man die Hürden sofort bei der Konzessionsbeantragung aufgezeigt – dann hätten wir die Finger von der Klappergasse 16 gelassen. Es wurde aber nicht abgeraten. Infos und Beratung? Nichts dergleichen.
Das Thema ist aber letzendlich ein kulturpolitisches. Es geht nicht nur um DAS BETT, sondern darum, wie Kultur in Frankfurt gefördert bzw. von den Behörden blockiert wird.
Schöne Grüße aus dem BETT
Frank Diedrich

Ich kann nur nochmals betonen, wie sehr zum Kotzen ich diese Angelegenheit finde.