... da lass' Dich nieder, denn böse Menschen haben kein Lieder.
So oder so ähnlich geht ein Spruch, der meistens, geschrieben in schwungvoller Schreibschrift auf irgendwelchen niedlich verzierten Holzbrettchen, in Dielen rumhängt.
In meiner virtuellen Stammkneipe, dem Aussensaiter Forum, hat gestern ein Teilnehmer mit dem Nick "Karl" eine Frage aufgeworfen, über die ich seither nachdenke, ohne für mich eine Antwort zu finden: Erlaubt ist, was gefällt? - Kann man die Musik eines verurteilten Mörders und bekennenden Nazis gut finden?
Dabei geht es nicht um Charles Manson, sondern um den weniger bekannten, dafür in Todesmetalkreisen zur Berühmtheit gewordenen, Kristian Vikernes, der als "Count Grishnackh" die Formation "Burzum" gründete und 1994 Oystein "Euronymous" Aarseth von Mayhem ermordete. Wenn ich mich richtig an die Artikel seinerzeit im Rockhard erinnere, hat er auch noch ein paar einzigartige Stabkirchen angezündet (meinte auch die BZ). Mitbegründer einer rechtsextremen Vereinigung ist er auch.
Ein sympathischer Zeitgenosse, wie mir scheint, den ich wahrscheinlich eher nicht zu einem Bier einladen würde, oder zum geselligen Zusammensein bei mir zu Hause.
Wenn seine Musik aber nun genau meinen Geschmack träfe?
Kann man Musik losgelöst von der Geisteshaltung, die sie hervorgebracht hat, quasi "nur" ästhetisch, hören Schrägstrich geniessen? Oder ist, was Musiker ja behaupten, immer auch ein Stück des Selbst des Musikers in der Musik?
Ähnliche Gedanken hatte ich, als es seinerzeit ein wenig mehr Info zum Hintergrund der Trennung von Josh Homme und Nick Oliveri von Queens Of The Stoneage, einer meiner absoluten Lieblingsbands, gab. Es stand nicht nur andeutungsweise im Raum, dass Nick seine Partnerin regelmässig misshandelt(e). Kann man mit diesem Wissen die durchgeknallten Aggro-Songs der Queens aus der Feder Nicks noch "unbelastet" hören? Müssten die Mondo Generator Platten nicht jetzt auf den Müll?
Und wo ist denn die Toleranzschwelle?
Können Veganer Musik von bekennenden Fleischfressern gut finden?
Tanzen Nazis zu George Michael?
Wie gesagt, für mich habe ich bislang keine zufriedenstellende Antwort gefunden.
3 Reaktionen zu “Da wo man singt...”
Ich halte das ähnlich wie Martin es kurz und knapp im AS schon schrieb. Wenn mir beim hören kotzübel wird, dann hör ich's mir nicht an. Insbesondere gilt das für Bands die ihre menschenverachtenden idiologischen Vorstellungen untrennbar mit dem Gesamtwerk Band verknüpfen.
Hmmm, sehr gute Frage. Also ich denke, man verbindet bei für sich persönlich wichtigen Musikern und Bands, auch deren Persönlichkeit mit der Musik. Wenn man sich viel mit einer bestimmten Band beschäftigt, dann kommen zwangsläufig auch andere Aspekte, außer der Musik aufs Tablett. Dafür sorgen alleine schon die ganzen Musik Gazetten wie Visons und Co.
Wenn einem plötzlich ein Song einer Band extrem viel sagt, dann will man auch wissen wer einem das sagt. Also beschäftigt man sich mit der Person hinter der Musik. Wenn man dann auf einmal merkt: "Hey, das ist ja voll das Arschloch", würde bei mir wahrscheinlich auch die Musik oder der Song zum Arschlochsong. Glaube ich zumindest. Oder doch nicht? ich hatte noch die Situation. Ich glaube aber schon.
Allerdings muss ich sagen, dass das Heutzutage zumindest bei mir immer seltener der Fall ist. Die ganz großen Persönlichkeiten kann ich um Moment nicht so entdecken. Das war "früher" anders.
Ich glaube ich wäre in manchen Fällen froh, wenn ich gar nicht viel über die betreffende Person wüsste. Kann man ja auch derbe enttäuscht werden.
Tom, was Deine letze Frage "Tanzen Nazis zu George Michael" betrifft: Keine Ahnung, aber Kinder Nazi Bands hören zumindest auch Avril Lavigne, Green Day oder auch AC/DC.
http://sueddeutsche.de/kultur/artikel/287/63224/3/
...kein kommentar, nur Bild:
http://www.webrocker.de/blog_uploads/sz.jpg
:-)
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