Na also, Kackwoche, geht doch! Geht doch!!

Ich war schon wieder auf dem besten Konzert dieses Jahres, und Franzicle war auch dabei. Natürlich auch ein ganz anderes "bestes" als das andere Beste, Mutemath. Calexico eben.

Ich gebe es umumwunden zu: Ich bin verliebt in den Gitarrensound der Band - was Joey Burns da aus seinen Klanghölzern herauszaubert, ist einfach unglaublich schön. Wer Calexico noch nicht gehört hat, dem ist es schwer zu erklären, was diesen Sound ausmacht, der irgendwie mächtig und zugleich filigran daher kommt... so klingen Surfgitarren an ausgetrockneten Meeren. Die ganze Band klingt unglaublich, angefangen vom John Convertino-Schlagzeug (und die Sau sieht auch noch total entspannt und GUT aus während der Arbeit), über den meist eingesetzten Kontrabass rüber zur Steelguitar hin zu den Bläsern - die sich im Laufe des Konzertes zu wahren Multiinstrumentalisten wandelten; abwechselnd wurde geblasen, Tastengeklimpert, Cabasageschüttelt, gesungen, Xylophoniert - super.

Das ganze Set war in sich rund und geschlossen, und die Centralstation war vom ersten Ton an in die unglaubliche Atmosphäre eingetaucht, die die Songs von Calexico schaffen. Mich hatten sie wirklich ab dem ersten Ton. Schön anzusehen waren auch die Projektionen auf die Wand hinter der Bühne, wobei mir der Genuss von Skelett-Nonnen und anderen Dias de Muerte ([Nachtrag] So heisst das richtig:) Día de los Muertos-Motiven etwas vergällt wurde dadurch, dass ein Teil davon auf die Halbglatze eines Hühnen vor mir projeziert wurde...

Der Sound war überwiegend spitzenmässig - zumindestens an meinem Standort etwas vor dem Mischpult. Später war ich weiter hinten, Richtung Merchandise-Tisch, da war der Sound etwas weniger ausgewogen. Der Bass hätte ein ums andere Mal etwas lauter sein können, aber das ist Geschmacksache.

Überhaupt, Lautstärke. Die war sehr angenehm, aber keineswegs leise. Die Einohringträgerfraktion um mich herum (zu denen komme ich gleich noch) hat sich ein ums andere Mal die Ohren zu gehalten, wenn die Band es krachen liess. Muss aber nix heissen, denn die haben sich auch die Ohren zu gehalten, wenn appludiert, gejohlt und gepfiffen wurde.

Die Band und vor allem Joey Burns war bestens aufgelegt, die Plauderei zwischen den Songs sehr entspannt und so hätte es eigentlich wirklich den perfekten Abend geben können.

Hätte. Wenn, ja wenn da nicht das Publikum gewesen wäre. Das war mehrheitlich deutlich über vierzig, und offensichtlich schon lange nicht mehr auf einem unbestuhlten Konzert gewesen. Die versammelten Sozialarbeiter und Lehrerinnen mit linksalternativen Hintergrund, aber mittlerweile voll angekommen im Establishment, wissen einfach nicht (mehr?) wie man sich in einem dichten Haufen von Leuten verhält. Normalerweise ist es auf gut bis überfüllten Konzerten kein Problem, von seinem Standort weg zum Tresen oder zur Toilette zu kommen, oder generell sich von a nach b zu bewegen. Nicht jedoch, wenn oben beschriebene Klientel anwesend ist - da wird kein Zentimeter Platz gemacht, da wird böse bis strafend gekuckt, und eine generelle Unsympathie-Aura schwebt über dem Publikum. Wenn man Spaß hat und sich bewegt, und sei es nur ein wenig auf der Stelle, weil sonst eh kein Platz ist, dann wird man schon böse angeschaut. Andererseits haben die Kollegen aber überhauptkein Problem damit, sich vorzudrängeln, völlig distanzlos Platz zu schaffen für ihren Anhang und sich dann 90 Minuten lang überhaupt nicht mehr zu bewegen. Spaß geht anders, Freunde. Selten so ein hüftsteifes Publikum gesehen, wie bei Calexico in Darmstadt vor dem Mischpult. Leute, kauft Euch die DVD (wie Franzicle so treffend bemerkte), bleibt zu Hause und trinkt Euren Rotwein dazu, aber versaut bitte nicht anderen Leuten das Konzert mit Euren Hackfressen. Oder anderst gesagt, und bei Josh Homme entliehen:

"Everybody know you dance like you fuck, you dance like you fuck, you dance like you fuck."

Nachtrag

Hier gibt es die Setlist des Auftritts.