Es war mal wieder einer dieser Abende, an denen ich als letzter im Büro sass. Die Inhaber und Angestellten waren schon weg, nur ich hielt die Stellung (Studentenjob) und ackerte mit Pagemaker an einem Mac SE an dem Satz eines Katalogs eines Büromöbelherstellers. Seitenweise Preisauszeichnungen an die richtigen Positionen schieben, und vor allem - Tabellensatz. Was Anfang/Mitte der Neunziger definitiv kein Vergnügen war. Von automatisiertem CSV-File Import keine Spur, und typografisch und layoutmässig gefällige Tabellen zu machen bedeutete viel Handarbeit und hoffen auf möglichst wenig Korrekturen. Trotzdem oder gerade deshalb auf die Dauer auch ziemlich eintönig.

Die Tabellen, an denen ich gerade schraubte, bestanden vor allem aus Größenbezeichnungen, Preisen und einer Spalte mit der Option "Montage", also ob das entsprechende Möbel aufgebaut wird oder nicht.

Nachdem ich also so ca 400 mal "Montage" copy/paste-mässig erzeugt hatte, wurde mir langweilig und ein wenig eingelullt vom Lüfterbrummen und dem Rauschen des Laserdruckers im Hintergrund tippte ich statt "Montage" "Dienstage" in eine der Tabellen. Fand ich lustig, zumal die Version an der ich gerade arbeitete noch zig-mal Korrekturgelesen würde.

Studiumsbedingt war ich ein paar Tage dann nicht mehr in der Firma, und als ich die Woche darauf wieder da war, lag das ein Beleg-Exemplar des Katalogs an meinem Platz. Und, na klar: In der entsprechenden Tabelle stand: "Dienstage". Mein kleiner privater Scherz ging durch alle Korrekturinstanzen und landete im gedruckten Katalog, der mittlerweile mit mehreren zehntausend Exemplaren in der Weltgeschichte rumgeschickt wurde.

Mir wurde heiss und kalt, und vestohlen schaute ich mich um, ob irgendjemand mit einem Beil in meiner Nähe stand. Anscheinend hatte es noch niemand bemerkt - der Chef war freundlich wie immer, die Kollegen ebenso. Nur ich, ich war etwas angespannt. Mit jedem Telefonklingeln erwartete ich ein Donnerwetter, und ich überlegte fieberhaft ob und wie ich die Spuren verwischen könnte - was eigentlich zwecklos war, weil "meine" Datei ja nun mittlerweile zigfach verändert und archiviert war.

Am Ende des Tages hielt ich es nicht mehr aus und ging zum Chef beichten. Der war zunächst etwas sprachlos, musste dann aber herzhaft lachen und nahm es mit Humor - immerhin war er selbst auch unter den Personen, die das Ding korrekturgelesen hatten. Einen ernsthaften Vortrag über Arbeitsauffassung und Zuverlässigkeit musste ich mir dann aber trotzdem noch anhören.