Abends ist das Tor zum Gelände, auf dem sich mein Büro befindet, meistens zu. Als ich gerade eben das Tor öffnete (das ist so ein Rolltor), raschelte es links von mir auf dem Boden - ein Igel saß an der Mauer, genau dort, wo das Rolltor hinter der Mauer verschwindet. Zwischen Mauer und Tor ist ca ein 10 cm Zwischenraum, der Igel mass locker das doppelte im Durchmesser. Obwohl er also mit dem Kopf voran Richtung Lücke saß und sich darauf zu bewegte, dachte ich nicht, dass er da tatsächlich reinkommen würde.

Igel of Death MetalIch also durch das dreiviertel zurückgerollte Tor rein ins Gelände, mein Auto holen. Circa 5 Minuten später mit dem Auto zurückgekommen. Langsam durchs Tor gefahren, wollte ja nicht den Igel platt machen. Von dem weit und breit keine Spur, ich also raus aus dem Auto, um das Rolltor zu schliessen. Irgendwie war ich doch auf der Suche nach dem Igel und obwohl es mir unwahrscheinlich erschien, blickte ich vor dem Schliessen des Tores in die Lücke zwischen Tor und Mauer - und richtig, das saß der Kollege, pressfit eingekeilt zwischen Tor und Mauer. Etwa eineinhalb bis zwei Meter weit ist war er gekommen, nun steckte er fest. Argh.

Das Problem: Am hinteren Ende des Tores ist ebenso wie vorne ein Rad, dessen Befestigung breiter ist als das eigentliche Tor, somit verengt sich der Spalt zwischen Mauer und Tor dort auf knappe 5 Zentimeter - definitiv kein Durchkommen für den Igel. Dank seiner Stacheln und der Enge des Spaltes konnte der Igel aber auch nicht mehr rückwärts krabbeln.

Schöne Scheisse. Das Tor konnte ich nicht schliessen, bzw. traute ich mich nicht, weil ich Angst hatte, den Igel da im Spalt zu zerquetschen. Einfach wegfahren und das Tor zum Gelände offenlassen wollte ich auch nicht, zumal noch einige Büros erleuchtet waren und mit Sicherheit ein späterer Nach-Hause-Geher das Tor einfach zugezogen hätte, nicht wissend, dass er gerade einen Igel zermalmt.

Also habe ich erstmal das Tor gaaaaaaanz vorsichtig bewegt, um zu sehen, ob es am Igel vorbei bewegbar war. No Chance, der Igel bewegte sich direkt mit dem Tor mit. Die Stacheln machten hässlich Kratzgeräusche an der Mauer. Hm. Nicht gut.

Also erstmal zwei große Mülltonnen weggerückt, damit ich an die Stelle kam, wo der Igel zwischen Tor und Mauer festsaß. Ein paar Stacheln standen unterhalb des Tores nach innen hervor, so pressfit saß der Igel da drin. Mist. Anfassen war keine Option, zum einen wegen der Stacheln, zum anderen weil das Tor zwischen mir und Igel ist. Ausserdem habe ich irgendwo mal gelesen, dass Igel mit Menschengeruch dran ein Problem bekommen.

Aus einer benachbarten Papiertonne klaubte ich mir dann ein "Blond"-Magazin und benutzte das als Spatel, um den Igel millimeterweise Richtung Ausgang zu schieben, unterstützt von vorsichtigen Bewegungen mit dem Rolltor. Das funktionierte, aber nur sehr sehr langsam.

Die ganze Aktion dauerte etwas über eine Viertelstunde, dann hatte ich den Igel endlich unverletzt in einer Nische am Anfang des Tores, sodass ich das Tor schliessen konnte, den Igel dann von innen aus der Nische in der Mauer rausklauben konnte, und ihn dann in einem duftenden Laubhaufen in einer Hecke im Gelände, die an ein weitestgehend unbebautes Gelände anschliesst, aussetzen konnte. Puuuh.

Der Kollege war dabei die ganze Zeit zu einer Stachelkugel zussammengerollt - ich hoffe, er hat sich mittlerweile von dem Schreck erholt und ein paar lecker Insekten im Laubhaufen gefunden. The Igel has landed, harhar.

Was für eine Aufregung am Abend!