dann kann er was erzählen, vor allem wenn er heute morgen im Standesamt auf dem Frankfurter Römer heiratet - wo alles hermetisch abgeriegelt ist wegen der NPD- und REP-Veranstaltungen dort heute und morgen.

Noch mehr kann aber einer erzählen, der auf ebendiese standesamtliche Hochzeit eingeladen war, es nicht ganz schaffte, um halb zehn am Römerberg zu sein und stattdessen darauf setzte, um halb elf, wenn die Gesellschaft aus dem Römer tritt, anwesend zu sein.

Um zwanzig nach zehn kam ich aus der U-Bahnstation Dom/Römer, in der B-Ebene stand die erste Polizei-Absperrung mit Belegschaft davor.
Alle U-Bahn-Aussteiger wurden freundlich aber bestimmt gebeten, den Ausgang zum Dom zu benutzen. Ich erläuterte, dass ich zu einer Hochzeit auf den Römer muss und wurde durchgelassen.

Die Treppe rauf, in Höhe der Schirn - die nächste Absperrung, wieder mit Polizei davor. Der komplette Römerberg war von allen Seiten mit Absperr-Gittern zu. Kein Mensch weit und breit zu sehen auf dem Römerberg. Ich also mein Hochzeitsprüchlein aufgesagt, nach kurzem Rede/Antwort-Spiel durfte ich dann den Platz am Rand überqueren. Ich kam an der Seite zur Paulskirche an, dort - die nächste Absperrung mit Polizeipersonal. Und einem Zelt.

Dahinter, etwas verloren, ein Hochzeitspaar, aber nicht meins. Überhaupt war von "meinen" Leuten niemand zu sehen. Ich stand also etwas unentschlossen da rum, argwöhnisch von den Polizisten beäugt.

Hinter der Absperrung sah ich auf einmal ein mir bekanntes Gesicht, offenbar kam die Gesellschaft nun jeden Moment raus aus dem Römer, und ich war noch auf der falschen Seite der Absperrung. Argh. Dort, wo man durch die Absperrung durch kam, war mittlerweile ein Auflauf von ca 40 Leuten, die zu der anschliessenden Hochzeit wollten - und alle einzeln Anhand einer Gästelist kontrolliert wurden.

Mittlerweile hatte mich der Bekannte auf der anderen Seite der Absperrung gesehen und kam nach vorne - sofort war ein Poliziebeamter auch da... wir machten ihm deutlich, dass ich da jetzt schnell rüber muss, er entschied, dass ich mich mal eben im Zelt kontrollieren lassen sollte, dann könnte ich rein.

Im Zelt wusste man davon nichts, aber egal, mal kurz von oben bis unten abgetastet, alle Taschen und Papiere durchsucht, kurz noch einen Spruch angehört so von wegen "so (bezogen auf meine Klamotten) gehen Sie auf eine Hochzeit?!" dann durfte ich in Begleitung eines Beamten durch die Menge der nachfolgenden Hochzeitsgesellschaft durch die Absperrung und schaffte es gerade noch zum Fototermin. Uffa.

Wenn die Hochzeit und die dazugehörige Party heute Abend nicht wäre, dann ginge ich in den Mouson-Turm, dort, wo auch jemand was zu erzählen hat:

Henry Rollins