Aus aktuellem Anlass ...

Der Datenhandelskandal weitet sich also immer mehr aus. Laut diesem spiegel.de Artikel sind sogar "(...) die Adressen "der gesamten bundesdeutschen Bevölkerung" für Marketingzwecke und Verkaufsakquisen im Umlauf.". Selbst "(...) unter Behörden [findet] ein illegaler Datenaustausch [statt]".

So, das letzte Zitat lassen wir uns nochmal langsam auf der Zunge zergehen: "(...) unter Behörden [findet] ein illegaler Datenaustausch [statt]". Behörden. Also Vadder Staat. Der wo da so Vorratsdatenspeicherung beschliesst, gerne die Gesundheitskarte eingeführt sehen möchte und gerade das Rollout der neuen Personenkennziffer, äh, lebenslang gültigen Steuernummer, betreibt. Und der nicht müde wird zu betonen, dass ein Missbrauch ausgeschlossen werden kann.

So, und wo bleibt der Aufschrei der Generation Payback?
Wo sind sie denn, die mündigen Bürger, die ihr Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung einfordern?

Ist es denn nicht schon längst so, dass die Mehrheit sich damit abgefunden hat, dass die Daten munter in der Gegend herumgeschoben werden? Dass man, kaum dass der Vater gestorben ist, Briefe von Kreditinstituten bekommt, die gerne in Erbangelegenheiten beraten wollen? Anschreiben von Maklern, die vorsichtig nachfragen, ob man nicht eine evtl. geerbte Immobilie verkaufen möchte? (so geschehen im Bekanntenkreis - Zufall ausgeschlossen, denn die betroffenen Geschwister haben trotz unterschiedlicher Wohnorte die gleichen Schreiben bekommen). Dass man, wie es auch in dem Artikel steht, nach der Ummeldung des Autos Brief von der GEZ bekommt. Dass man ständig unnütze personalisierte Werbebriefe im Briefkasten hat, deren Anschreiben exakt - inklusive bewusstem Vertipper im Namen - so lautet wie der Eintrag im Telefon- oder Branchenverzeichnis.

"Kunden, die das gekauft haben, was Sie kauften, kauften auch das hier, was Ihnen also auch gefallen könnte" - das ist doch mittlerweile Standard. Kaum einer hinterfragt, welches Profiling hinter solchen Mechanismen steht und wie lukrativ (im Sinne der Adresshändler) ein solches Daten-Profil ist.

Und danke, Impressumspflicht - jeder Homepagebetreiber hat die Adressdatenhose auch schon ganz weit runtergezogen. Handelt es sich dann auch noch um eine Themen- oder Interessen-basierte Homepage oder gar um ein Blog, in dem man sich vielleicht sogar mit der Tagcloud ein ziemlich gutes Profil von den Interessen des Betreibers machen kann, erhält man ohne große Probleme ein weiteres, wertiges Datenprofil.

Kotzen 2.0.