So. Jahresende. Wieder einmal.

Dieses 2010 ist so dermaßen schnell vorbeigegangen, dass es mir noch ganz schwindlig ist.

Das scheint sowieso ein Phänomen des Älterwerdens zu sein, dass alles scheinbar immer schneller vorüber geht… so als würde man, nachdem man jahrelang bergauf mit der Sonne im Rücken gegangen ist, auf einmal bergab laufen. Momentan noch auf einem sonnenbeschienenen Hang, der aber weiter unten schon im Schatten des Berges liegt… oder so. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass läge daran, dass man ab einem bestimmten Alter/Punkt in seinem Leben nicht mehr wirklich Neues entdeckt, eher seinen Tagesablauf routiniert abspult und mit den Gedanken immer schon in der Zukunft weilt; morgens dran denkt, was man abends noch einkaufen muss oder mit wem man sich wo verabredet hat, Freitags abends sich Gedanken darüber macht, was wohl am Montag früh noch im Büro aufschlägt, im Herbst schon den Sommerurlaub bucht etc pp - man ist mental überall, nur nicht im Moment, im Jetzt.

Da scheint etwas dran zu sein, jahrelang habe ich eher in den Tag hinein gelebt und Dinge genommen wie sie kamen, ohne großartig von meiner Seite aus Einfluss in Form von Plänen zu nehmen. Das hat sich so vor ca fünf Jahren geändert, teils, weil das Modell finanziell gesehen drohte zu scheitern, teils weil ich das Gefühl hatte, ich müsse mal was verändern, teils, weil ich auch größere Verantwortung im privaten und beruflichen Bereich übernommen habe. Naja, jedenfalls erscheint mir ziemlich genau seit dem, dass die Zeit schneller vergeht und die Jahre immer kürzer werden. Das. Gefällt. Mir. Nicht.

Dabei bin ich alles andere als in einem routinemässig ablaufenden Alltag und eigentlich lerne ich fast jeden Tag irgendwas Neues kennen. Sehr strange.

Jedenfalls ist einer meiner Vorsätze für das nächste Jahr: Den Moment bewusster erleben, mich nicht mehr fremdbestimmt hetzen lassen. Und endlich mal die alten Klamotten zur Altkleidersammlung bringen. :) Auch: mehr Zeit mit meinen Freunden verbringen (Ihr wisst wer Ihr seid) und mich von Energiesaugern fernhalten.

Hach, Silvester.

Was habe ich mich als Kind auf diesen Tag und die Zeit danach gefreut - an Silvester böllern kann ja jeder, aber mein bester Kinderfreund und ich, wir haben erst in der Woche danach oder noch später so richtig aufgedreht. Alte Revell Schiffs- und Flugzeugmodelle randvoll mit Wunderkerzenpulver gefüllt und mit einem Zehnerkracher auf dem Kinderspielplatz atomisiert (Children: Don't Try This At Home), einmal sogar die USS New Jersey auf dem Rebstockweiher schwimmend zur Explosion gebracht (sehr zum Missfallen spazierengehender Omas und einer zufällig vorbeischwimmenden Entenversammlung…).

Dabei hatten wir immer Glück, obwohl wir auch am Neujahrstag die ganzen Blindgänger eingesammelt und reaktiviert haben, ist uns nie wirklich was passiert. Einmal hätte es jedoch übel ausgehen können: Da ist uns ein Zehnerkracher in der (zum Glück behandschuhten) Hand hochgegangen - direkt nachdem wir ihn in der Mitte aufgebrochen und dort angezündet hatten; das war damals der Weg, die Dinger ohen Zündschnur zumindestens noch zu einer kleinen Feuerspeierei zu überreden.
Zum Glück kamen wir mit dem Schreck und einem kaputten Handschuh davon, das hätte echt ins Auge gehen können. Vielleicht war das ja die Strafe für den Hundehaufen, den wir mit verlängerter Zündschnur hochjagten und der just in dem Moment explodierte, als in ein paar Metern Entfernung eine Oma mit ihrem Pekinesen um die Ecke kam - ausser dem Schreck und der Klamottenverunreinigung passierte nichts weiter, was wir damals sehr lustig fanden, mit Abstand betrachtet aber echt Scheisse war. :-)

Hach Silvester.

Einmal sind wir zur Verwandschaft nach Kassel gefahren, da war ich wohl so elf oder zwölf, also mittendrin im Sprengmeisterwahn. Mein Onkel hatte eine Schreckschusspistole, und nachdem um Null Uhr alle vor dem Haus und vom Balkon aus rumgeböllert hatten, durfte ich auch mal mit dem Ding schiessen - das hatte echt einen ziemlichen Wumms gemacht. Jedenfalls kein Vergleich zur Interpol oder der Cobra, die an Fasching *immer* mit dabei war (durchbohrt natürlich!).
Ich also mutig sechs Schuss mit weit vom Körper weggestreckten Arm gemacht, brav raus über den Balkon im zweiten Stock ins Dunkle geballert.
Fand ich toll.
Im Gegensatz zu meiner Tante, die sich am nächsten Morgen wunderte, warum ihre Winterbalkonbepflanzung (irgendso ein Kraut mit silbrigen Blättern) relativ verkohlt aussah.

Daran muss ich immer denken, wenn ich jetzt hier die Kids sehe, die Kracher werfend in der Nachbarschaft rumlaufen. Mein erster Impuls ist, davon genervt zu sein (der Dreck, der Krach, diese Frisuren, so ein Unfug) - aber zum Glück kommt dann der Lausbubwebrocker hervor und vielleicht sammle ich morgen auch mal ein paar Blindgänger ein, so auf die gute alte Zeit… :-)

Ich wünsche Euch allen ein Frohes Neues!