Der Informatiker Hadmut Danisch war dabei, als 2009 Vertreter einiger großen deutschen Provider ins Familienministerium geladen wurden, um die Einführung und Umsetzung der Netzsperren nach skandinavischem Vorbild zu besprechen. Anscheinend lief die Vorbereitung und Entscheidung, die dann zu dem unsinnigen Zugangserschwerungsgesetz führten, genau so bar jedes Reality-Checks ab, wie man sich als netzaffiner Mensch vorgestellt hat, aber im Stillen doch nicht glauben wollte. Ein langer Text, den jeder lesen sollte.

[…] Obwohl es laut Ankündigung nur um die technische Umsetzung gehen sollte, waren aber kaum technisch orientierte Leute dabei, insbesondere nicht von der Regierung, den Ministerien, vom BKA.
[…] Die Herangehensweise des Ministeriums (und damit von der Leyens und ihrer Mitarbeiter) und der vom BKA […] erschienenen Leute war in dieser Hinsicht denkbar naiv. Die hatten sich von den Skandinaviern irgendwo erzählen lassen, daß das mit „DNS-Sperren” ganz toll, einfach, zuverlässig ginge und wunderbar funktionieren würde. Aber sie hatten nicht bzw. miß-verstanden, wovon sie da redeten. Es herrschte die Vorstellung, daß man den Providern einfach die Liste mit den URLs rüberreicht, die das in ihrer großen Internet-Maschine als gesperrt eintragen, und fertig. Erprobt und einfach. Deshalb beschränkte sich deren Sichtweise auf die zu diskutierenden „technischen Fragen” auch im wesentlichen darauf, wie man die Liste der URLs vom BKA zu den Providern schafft. Daß Faxen keine gute Lösung sei, sahen sie selbst ein, deshalb war ihr Vorschlag, daß sie da jeden Morgen per E-Mail ein Excel-Sheet rüberschicken und beim Provider jemand sitzt, der das dann bis zum Nachmittag reinklopft, und die Seiten dann nicht mehr abrufbar sind. So einfach stellten die sich das vor.[…]

Hadmut Danisch: "Wie die deutsche Internet-Kinderpornosperre zustande kam – und zugrunde ging"