Der Webdesigner und die Hecke

Einer der anstrengenderen und ehrlich gesagt nach all den Jahren auch etwas ermüdenden Aspekte meiner Arbeit ist die fast tägliche Auseinandersetzung mit Vorstellungen und Wünschen von Menschen, die oft sehr, hm, speziell sind, teils, weil sie sich, ohne Ahnung von der Materie zu haben, im Vorfeld schon auf eine "Lösung" geeinigt haben, oder erstmal wissen wollen, was etwas kostet, bevor man überhaupt weiss, was gemacht werden soll, oder sie sich beratungsresistent zeigen und teilweise scheinbar auch zur Realitätsverweigerung neigen.

Mein Medium "Web" ist extrem komplex, verändert sich ständig und erfordert die konstante Bereitschaft, sich weiterzubilden, am Ball zu bleiben und über nun fast 20 Jahre hat sich da ein riesiger Erfahrungsschatz aufgebaut, der in meinem Kopf den lieben langen Tag rumkreiselt und mich auf Trab hält.

Nach einem in dieser Hinsicht eher recht interessanten Arbeitstag twitterte ich gestern Abend also:

Dass ich mit oben genannten Problemchen nicht alleine bin, ist mir spätestens nach den Antworten auf den Tweet klar, die in der Folge eintrudelten :-)

- Sehr schön beobachtet. Oft neigen $Kunden dazu, erst hinterher darüber nachzudenken, was sie eigentlich wollen - was ja kein Problem wäre, wenn sie anerkennen würden, dass das durchaus zum Prozess gehört, aber auch bezahlt werden muss - und wenn es eben erst fast final fertig gemacht wird, bevor man sich überlegt, dass es evetnuell doch anders sein soll, nun, dann kostet das halt. Diese Einsicht ist aber leider nicht sehr verbreitet, insbesondere in Kombination mit "ich will vorher wissen, was das kostet, achja und Festpreis bitte..."

- Ah ja, auch gerne passiert es, dass die eigene Unentschiedenheit dann mit Stimmungen und Meinungen aus fachfremden Umfeld gewürzt wird...

- ... bei gleichzeitiger Anzweiflung der Komplexität der Materie unter Berufung auf Vertrauenspersonen aus ebendiesem Umfeld...

- ... was sich natürlich unmittelbar auf Etatverhandlungen auswirkt.

- Oft werden, bevor man Leute hinzuzieht, die sich in der Materie auskennen, Budgets und Ideen verhandelt und beschlossen. Hey, immerhin besagt doch die Relativitätstheorie, dass das mit den Realitäten verhandelbar ist, nöch?

- Ja, die Möhre vor dem Gesicht. Mache einen guten Job zu schlechten Bedingungen, dann darfst Du noch mehr Jobs zu schlechten Bedingungen machen ...

- ... gerne auch für andere Leute ...

- ... natürlich zu ähnlich schlechten Bedingungen.

- Oh ja, schön, wenn die Rechtsabteilung dann mitreden muss, da habe ich auch schon sehr lustige Momente erlebt... :-)

- Das ist mein Favorit unter den Antworten. Leicht lässt sich bei gleicher Ausgangslage prächtig aneinander vorbei reden.

Achja, die so genannte "Client-Work" ist schon echt speziell, scheints... :-)

Update

Ich habe mal angefangen, einige der Tweets zu kommentieren. Derweil purzeln schon weitere Antworten rein, ich werde das im Laufe des Tages noch ergänzen :-)


Weil die Twittereinbindung langsam in die Knie geht, splitte ich das Post mal auf mehrere Seiten, ich hoffe, dass die einzelnen Abschnitte dann wieder schneller laden:

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