Menno. Da bemüht man sich seit Jahren gegen die Tag-Suppe zu kämpfen, sematisch sinnig strukturierte Dokumente zu schaffen, die Präsentation vom Inhalt zu trennen. Diskutiert sich den Mund fusselig mit Kunden und Programmierern, die es einen Dreck interessiert, ob die Website mit Frames, Tabellen oder eben W3C-Standard-konform gebaut ist. Ärgert sich tagtäglich über den InternetExploder, der für CSS-Layouts die ein oder andere Überraschung bereit hält. Und jetzt das:

(...) Seit Jahren arbeiten Web-Entwickler darauf hin, dass Web-Inhalte semantisch besser strukturiert sind. Ein Bestandteil dieser Bemühungen ist das Resource Description Framework (RDF), ein XML-Format zum einheitlichen Aufbau von Datensätzen. Die RDF-Struktur könnte Geheimdiensten dabei helfen, personenbezogene Daten zu erfassen und mit Datensätzen von Banken und anderen Organisationen zu verbinden. (...)

- heise.de: Social Networking weckt Neugierde der Geheimdienste

Auch dem Online-Spiegel war der New-Scientist-Bericht ein Artikel wert:

Bisher scheitere solcherart Datenkombination allerdings noch an der Inkompatibilität der Datensätze. Diese miteinander vereinbar zu machen, daran arbeiteten allerdings nicht nur von der NSA finanzierte Entwicklungsfirmen, sondern auch die Internet-Community selbst. So treffen sich die Interessen der Geheimdienstler beispielsweise mit denen des World Wide Web Konsortiums (W3C) , das unter dem Oberbegriff "Semantisches Web" an einem Standard feilt, der verschiedenste Daten auf einer Plattform zusammenführen würde. (...)

- spiegel.de: MySpace, Datenmine der Geheimdienste?

Hmmm. Wer also keine Lust hat, Rädchen im Datensammelgetriebe zu werden, muss möglichst invaliden Code produzieren? Oder wie oder was? Back to Netscape 2.4?

Vielleicht ist das aber auch genau der Anstoss, darüber nachzudenken, was man alles für digitale Spuren im Netz hinterlässt. Dank der Impressumspflicht (oder auch nur durch einfaches Recherchieren des Domain-Namens beim denic, z.B.) ist jeder Domain-Besitzer (in Deutschland) mit seiner Adresse bekannt. Lasse ich unter der Domain beispielsweise ein Blog laufen, in dem ich Seelenstriptease betreibe, meine Interessen und Vorlieben transparent mache, über Nachbarn und meine Arbeit lästere, dann sollte mir das bewusst sein. Vielleicht denke ich ja, haha, Internet anonym, ich schreibe unter einem Pseudonym - mööööööp. Nicht in der Kombination eigene Domain/Blog. Dazu müsste ich dann schon auf einen Anbieter wie blogger.com ausweichen. Aber selbst dort wird man recht einfach halbtransparent, zumindestens, wenn man einige "Real-Life" Bekanntschaften hat und sich mit ihnen austauscht. Da ist dann schnell mal das Geburtsdatum und/oder der Name publiziert, Daten, die man ja eigentlich in der vermeindlichen Anonymität verstecken will. Spannend wird es, wenn ich anfange, an verschiedensten Stellen meine Informationen zu streuen, z.B. auf "Über mich" Seiten in Diskussionsforen, Chats oder bei EBay. Kommt dann noch dazu, dass man seinen Usernamen über mehrere Plattformen hinweg konstant hält, dann hat man die elektronische Hose schon ganz schön weit runter gelassen. Und das alles freiwillig. Ich habe mal eben schnell ein bisschen Ego-Surfen bei google gemacht. Anhand der Suchergebnisse wird sehr schnell klar, dass ich mich mit Webdesign beschäftige, in einer Band spiele und eine Special-Interest-Gitarren-Website betreibe. Mit ein bisschen mehr Rechercheaufwand finde ich auch die Information, welches Auto ich fahre und wie meine Freundin heisst. Ups - schon wieder eine Info preisgegeben - ich habe eine Freundin. Bin also nicht schwul. Und nicht verheiratet. Oder ist das hier alles gezielte Desinformation?

Brave new world. Indeed.